"Das, wobei unsere Berechnungen versagen, nennen wir Zufall."
Die bekannteste Gleichung zur Berechnung von Druckstößen ist sicherlich die Joukowsky-Gleichung, die bereits 1898 von Nikolai Joukowsky veröffentlicht wurde. Der Druckstoß ergibt sich aus dem Produkt von Dichte, Wellenausbreitungsgeschwindigkeit und Geschwindigkeitsänderung:
Häufig wird behaupt, dass mit der Joukowsky-Gleichung der maximal mögliche Druckstoß berechnet wird. Das gilt jedoch nur, wenn für das untersuchte System auch die Vereinfachungen gelten, die Joukowsky bei der Herleitung der Gleichung angenommen hat. Gelten diese Vereinfachungen nicht, dann kann der Druckstoß auch deutlich größer sein. Welche Annahmen liegen also der Joukowsky-Gleichung zu Grunde?
Vor Verwendung der Joukowsky-Gleichung ist stets zu überprüfen, ob die Gleichung anwendbar ist!
Die Qualität einer Druckstoßrechnung steht und fällt mit der Genauigkeit der Randbedingungen. Oft werden bei der Joukowsky-Gleichung Dichte und Wellenausbreitungsgeschwindigkeit (Schallgeschwindigkeit) als Konstanten angesehen. In Wirklichkeit sind jedoch beide Größen systemabhängig.
Wasser hat in einem unendlichen großen Reservoir eine Wellenausbreitungsgeschwindigkeit von ca. 1482 m/s (bei 20°C). In einer Rohrleitung wird durch Wechselwirkungen mit Rohrwand dieser Wert reduziert. Je elastischer das Rohrmaterial und je dünnwandiger die Rohrwand, desto geringer die Wellenausbreitungsgeschwindigkeit. Stahlleitungen sind in der Größenordnung 1000 m/s, elastische Schläuche unter 100 m/s. Zusätzlich ist auch eine Temperaturabhängigkeit gegeben. Darüber hinaus reduzieren freie Gasbläschen in der Flüssigkeit die Wellenausbreitungsgeschwindigkeit deutlich.
Hier noch ein Link zu einer Tabelle
mit Wellenausbreitungsgeschwindigkeiten verschiedener Stoffe.
Auch die Dichte ist nicht konstant, sondern vom Systemdruck abhängig. Der Einfluss ist bei Wasser zwar vergleichsmäßig gering, aber bei folgendem Wertepaar wird ersichtlich, dass auch Wasser (schwach) kompressibel ist.
20 °C, 1 bar: Dichte = 998,21 kg/m³
20 °C, 100 bar: Dichte = 1002,69 kg/m³
Faustregel: Bei 100 bar Druckerhöhung steigt die Dichte von Wasser um 0,5%.
Ismaier A.:
Abschätzung von Druckstößen mit Hilfe der Joukowsky-Formel
3R - Fachzeitschrift für sichere und effiziente Rohrleitungssysteme 09-2020
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