In der Ausgabe vom Dezember 2024 gibt das Feuerwehr-Magazin Tipps zum Verhalten bei verunfallten Wasserstoff-Fahrzeugen. Leider sind einige Informationen nicht ganz korrekt. Online ist nur ein Auszug des Artikels verfügbar. Die Fehler beziehen sich auf die Printausgabe.
Zitat: „Eine weitere Besonderheit weist Wasserstoff bei einer Expansion auf. Sobald er sich ausdehnt, erwärmt er sich. Das kann für eine Selbstentzündung reichen.“
Es ist richtig, dass sich Wasserstoff im Gegensatz zu den meisten anderen Gasen bei Expansion erwärmt. Diese Erwärmung reicht aber nicht für eine Selbstentzündung. Die Druckentlastung aus einem 700 bar Gastank auf Umgebungsdruck ergibt nur eine Temperaturerhöhung von ca. 30 °C. Wasserstoff hat eine Zündtemperatur von 560 °C. Ein Fahrzeugtank müsste also auf über 500 °C erwärmt werden, damit durch die Expansion eine Selbstentzündung erfolgen kann. Realistischer ist eine Entzündung durch Reibungseffekte oder die kinetische Energie von Staubpartikeln. Die Zündenergie von Wasserstoff ist so gering, dass der Aufprall eines beim Ausströmen mitgerissenen Sandkorns zur Zündung ausreichen kann.
Zitat: „Wasserstofftanks verfügen über sogenannte Schmelzsicherungen. Bei einem Feuer platzt ein Glasröhrchen und das Ventil ist dauerhaft geöffnet, sodass der gesamte Inhalt komplett abbläst. Lässt im Laufe der Zeit der Gasdruck nach, besteht allerdings die Gefahr eines Flammenrückschlags in den Druckbehälter mit der Folge einer Implosion.“
Im Tank ist keine zündfähige Atmosphäre, sondern ausschließlich Wasserstoff. Ein Lufteintrag ist erst möglich, wenn der Druck im Tank auf den Umgebungsdruck abfällt. Die dann noch vorhandene Wasserstoffmenge ist gering. Selbst wenn es zu einer Zündung im Tank unter atmosphärischen Bedingungen kommen würde, dann würde der Explosionsdruck im Tank nur 10 bar erreichen. 10 bar Explosionsdruck in einem auf 700 bar Betriebsdruck ausgelegten System führen nicht zu einer gefährlichen Situation. Insbesondere die genannte „Implosion“ (Zusammenbruch durch Unterdruck) ist nicht zu befürchten.
Bei dieser Aussage wurde wahrscheinlich Druckwasserstoff mit tiefgekühltem Flüssigwasserstoff verwechselt. Die Isolierung von Behältern für Flüssigwasserstoff erfolgt wie bei Thermoskannen mit einer doppelwandigen Hülle mit Vakuum im Zwischenraum. Bei Beschädigung dieser Behälter ist eine Implosion möglich. Dieses Schadensbild ist aber nur bei Flüssigwasserstoff möglich und hat auch keinen direkten Zusammenhang mit einem Brand.
Zitat: „Der Gefahrbereich bei einem Brand um das Fahrzeug beträgt 100 Meter.“
Für einen PKW-Brand ist der angegebene Sicherheitsabstand sehr groß. Der Standardabstand für ABC-Einsätze (50 Meter) ist i.d.R. völlig ausreichend. Die oben genannten Schmelzsicherungen verhindern eine Explosion der Wasserstofftanks.
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